Das Lob als Mittel zur Verstärkung für zu erbringende Leistung
„Kinder brauchen Lob!“ Das ist ein Satz, den Eltern immer wieder gesagt bekommen. In manchen Ratgebern wird dem Leser die Frage gestellt: „Wie oft haben Sie Ihr Kind heute schon gelobt?“ Meist sogar noch mit dem Hinweis, dass Kinder so und so viel Lob am Tag von ihren Eltern benötigen, um ein starkes Selbstbewusstsein zu entwickeln. Aber brauchen Kinder wirklich Lob? Was bewirkt es, was geschieht zwischen den Zeilen, wenn wir unsere Kinder loben, so wie wir einen Hund kraulen, wenn er das Stöckchen gebracht hat?
Loben und belohnen – die postmoderne Bestrafung
Wenn wir Kinder loben, folgt auch häufig gleich die Belohnung. Sie ist noch immer nicht nur ein akzeptiertes Erziehungsmittel, sie gilt sogar als wünschenswert und wird von vielen Experten empfohlen (z.B. in Form von Punktetafeln oder -systemen).
Wenn wir Kinder loben und belohnen, entsteht eine fragwürdige emotionale Abhängigkeit, die das Kind unselbstständig hält und daran hindert, eigene Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen. Wenn wir ein Kind nämlich loben oder belohnen, wenn es z.B. im Haushalt hilft, vermitteln wir ihm die Botschaft: „Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass wir uns gegenseitig helfen.“ Kinder aber streben ja genau nach dieser Verantwortung und Selbstständigkeit, die wir ihnen durch das Loben und Belohnen beschneiden. Sie wollen sich nicht für uns selbst anziehen können, sie wollen nicht für uns Fahrradfahren lernen, sondern weil sie es aus sich heraus wollen, weil sie selbstständig werden und wie andere Kinder sein möchten. Wenn ein Kind in seiner Entwicklung für bestimmte Schritte bereit ist, wird es diese auch tun und z.B. trocken werden – wir sollten ihr eigenes inneres Bedürfnis danach nicht durch Bestechung oder Belohnung des von uns erwünschten Verhaltens (man könnte es auch “Bestechung“ nennen) ersticken.
Eine Gefahr besteht zudem darin, dass sich bei einem Kind durch das beständige Loben und Belohnen die Einstellung bilden kann, dass es nichts tun müsse, wenn es keine Belohnung dafür gibt. Ein Eigentor für die Eltern, zumal die Beziehung zu unseren Kindern dann von strategischen und sachlichen Aspekten – wie in einer geschäftlichen Beziehung – geprägt ist. Die persönliche, emotionale Beziehungsebene tritt im Zuge dessen immer mehr in den Hintergrund.
Hier findest du mehr zur Bindungs- und Beziehungsorientierte Pädagogik von Katia Saalfrank.
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